Zur Behandlung der Philadelphia-Chromosom positiven CML in der chronischen Phase werden in der Regel Medikamente eingesetzt, die als Wirkstoff einen Tyrosinkinasehemmer haben. Falls diese Therapie nicht ausreichend wirkt oder Nebenwirkungen die Lebensqualität einschränken, gibt es weitere Therapiemöglichkeiten.

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Das Ziel der Behandlung ist, die Leukämiezellen dauerhaft zurückzudrängen, die Erkrankung in der chronischen Phase zu stabilisieren und zu verhindern, dass die Erkrankung in die nächste Phase fortschreitet.
Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die Therapiemöglichkeiten, die bei der Philadelphia-Chromosom positiven CML hauptsächlich zum Einsatz kommen.

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Die wichtigsten CML-Therapien
Tyrosinkinasehemmer
Bei den meisten Patientinnen und Patienten wird die CML in der chronischen Phase diagnostiziert. Die empfohlene Standardtherapie in dieser Krankheitsphase ist die Therapie mit Tyrosinkinasehemmern.1
Tyrosinkinasehemmer gehören zu den zielgerichteten Therapien, d. h. sie greifen direkt dort an, wo die Krankheit entsteht. Im Fall der CML ist das das BCR::ABL1-Eiweiß im Inneren der Leukämiezelle. BCR::ABL1 bringt die Leukämiezelle dazu, sich unkontrolliert zu teilen. Ein Tyrosinkinasehemmer, in der Fachsprache auch Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) genannt, blockiert diesen Vorgang.
Wirkweise eines Tyrosinkinasehemmers in der CML-Therapie
Das BCR::ABL1-Eiweiß ist wie ein Lichtschalter, der dauerhaft angeschaltet ist. Tyrosinkinasehemmer sorgen dafür, dass der Schalter nicht mehr eingeschalten werden kann.
Tyrosinkinasehemmer werden je nach Medikament ein- oder zweimal täglich in Tablettenform eingenommen.2 Die Medikamente werden in der Regel lebenslang eingesetzt. Bei der Behandlung ist es entscheidend, jeden Tag zu den vorgegebenen Zeiten die volle verordnete Dosis einzunehmen. Wenn die Therapie nicht eingehalten wird, kann dies kritische Auswirkungen haben, bis hin zur Bildung einer Resistenz und Unwirksamkeit der Therapie.3
Neben der gewünschten Wirkung kann die Tyrosinkinasehemmer-Therapie auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Diese sind in einem eigenen Artikel Nebenwirkungen erläutert.

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Andere medikamentöse Therapien
Chemotherapie
Die Chemotherapie, wie man sie bei Krebserkrankungen im Allgemeinen kennt, wird bei der CML angewandt, wenn eine stark erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen schnell reduziert werden soll (Debulking). Dies kann z. B. sein:4
- Direkt nach der Diagnose für kurze Zeit
- Wenn die CML fortschreitet z. B. in der Blastenphase
- Hochdosiert zur Vorbereitung einer Blutstammzell-Transplantation (Konditionierung)

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Chemotherapeutika greifen Zellen an, die sich schnell teilen und werden in der Fachsprache Zytostatika genannt. Krebszellen teilen sich häufiger als gesunde Körperzellen und werden deshalb durch die Chemotherapie erreicht. Gleichzeitig gibt es gesunde Zellen, die sich häufiger teilen als andere, z. B. Zellen der Schleimhäute oder des Magen-Darm-Traktes. Diese werden ebenfalls durch die chemotherapeutischen Medikamente angegriffen. Deshalb kann eine Chemotherapie den Körper insgesamt sehr belasten.5
Chemotherapeutika können als Infusion, Spritze oder Tabletten verabreicht werden.
Interferon-alpha (IFN-α)
Interferon ist ein körpereigener Eiweißstoff (Protein), der Zellen des Immunsystems zur Bekämpfung von z. B. Viren und Krebszellen aktiviert. Die Therapie mit Interferonen, insbesondere mit Interferon-alpha, wird zur Unterstützung des Immunsystems gegen Krebszellen eingesetzt.

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Bei der CML war die Interferontherapie vor Einführung der Tyrosinkinasehemmer die beste verfügbare Therapie. Viele Patientinnen und Patienten konnten damit eine stabile hämatologische Remission erreichen, jedoch nur 5–15 % eine dauerhafte zytogenetische Remission.4
Eine Weiterentwicklung von Interferon ist das pegylierte Interferon (PEG-IFN-α). Bei dieser Form wird der Wirkstoff langsamer freigesetzt, sodass der Wirkstoffspiegel im Blut gleichmäßiger gehalten wird. Das Medikament muss daher weniger häufig gespritzt werden und ist besser verträglich.4
Heute wird Interferon meist nur in besonderen Situationen eingesetzt, wie z. B. in der Schwangerschaft.6 Es kommt außerdem als Erhaltungstherapie nach einem ärztlich betreuten Absetzen von Tyrosinkinasehemmern in Frage.7
Nachteil der Interferontherapie ist die hohe Nebenwirkungsrate, die oft zum Abbruch der Behandlung führt.1,4
Blutstammzell-Transplantation
Bei der allogenen Blutstammzell-Transplantation werden alle Blutstammzellen einschließlich der Leukämiezellen vernichtet und anschließend gesunde Blutstammzellen einer Spenderin oder eines Spenders übertragen. Die Stammzellen der Spenderin bzw. des Spenders siedeln sich dann im Knochenmark der Empfängerin oder des Empfängers an und gründen ein neues blutbildendes System, das gesunde Blutzellen bildet.
Ob sich eine Person als Spenderin oder Spender eignet, liegt an bestimmten Gewebemerkmalen der Spenderzellen. Diese müssen mit denen der erkrankten Person übereinstimmen.

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Die Blutstammzell-Transplantation kann eine komplette Heilung der CML bewirken, ist jedoch mit Risiken behaftet, die sorgfältig abgewogen werden müssen.8 Aufgrund der hohen Risiken wird diese Behandlungsform in der chronischen Phase nicht als Therapie der ersten Wahl durchgeführt, sondern zunächst versucht, die CML medikamentös zurückzudrängen. Wenn die medikamentösen Therapien nicht oder nicht mehr wirken oder die CML fortgeschritten ist, kann die Blutstammzell-Transplantation eine Option sein.4
Standardtherapie für alle?
Standardtherapie bedeutet nicht, dass diese eine Therapie für alle Patientinnen und Patienten die ideale Behandlung ist. Individuelle Faktoren spielen eine Rolle wie z. B. Therapie-Vorgeschichte, Begleiterkrankungen oder Nebenwirkungen der Medikation.
Auch Ihr persönliches Therapieziel spielt eine Rolle bei der Therapiewahl: Liegt Ihr Fokus z. B. auf guter Lebensqualität unter laufender Therapie oder denken Sie über Therapiefreiheit nach?Sprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin über Ihre Therapiemöglichkeiten und welche Behandlung für Sie individuell die erfolgversprechendste ist.
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Quellen:
- Kompetenznetz Leukämien: https://www.kompetenznetz-leukaemie.de/content/home/ (zuletzt besucht am 05.05.2023).
- Siehe entsprechende Packungsbeilage der CML-Medikamente mit Wirkstoff Tyrosinkinasehemmer.
- Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe (DLH): Imatinib, Nilotinib, Dasatinib, Ponatinib und Bosutinib Umgang mit Nebenwirkungen. Stand: Januar 2018. https://www.leukaemie-hilfe.de/infothek/eigene-publikationen/infoblaetter/imatinib-nilotinib-dasatinib-ponatinib-und-bosutinib-umgang-mit-nebenwirkungen (zuletzt besucht am 05.05.2023).
- Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe (DLH): Chronische myeloische Leukämie – Ratgeber für Patienten. Stand: August 2021. https://www.leukaemie-hilfe.de/fileadmin/user_upload/dlh-broschueren/dlh-broschuere-CML-2021.pdf (zuletzt besucht am 05.05.2023).
- Website des Krebsinformationsdienstes des deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ): https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/chemotherapie/nebenwirkungen.php (zuletzt besucht am 05.05.2023).
- Website von LeukaNET e.V. (leukämie-online): https://www.leukaemie-online.de/38-cml/1384-cmlundfamilie (zuletzt besucht am 05.05.2023).
- Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe (DLH): Informationsblatt Chronische Myeloische Leukämie (CML) (DLH info 69 II/2019) https://www.leukaemie-hilfe.de/fileadmin/user_upload/dlh-info-blaetter/dlh_infoblatt_chronische_myeloische_leukaemie2019.pdf (zuletzt besucht am 05.05.2023)
- Webseite des Krebsinformationsdienstes des deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ): https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/leukaemien/behandlung/chronische-myeloische-leukaemie-cml.php, (zuletzt besucht am 05.05.2023).